Ein Mensch, der sich zu gut erschienen,
als Vorstand dem Verein zu dienen,
und der, bequem, sich ferngehalten,
die Kasse etwa zu verwalten,
der viel zu faul war, Schrift zu führen,
kriegt einst der Reue Gift zu spüren.
Sein sechzigster Geburtstag naht -
wo schreitet wer zur Glückwunschtat?
Tut dies am Ende der Verein?
Nur für ein unnütz Mitglied? Nein!
Kein Ständchen stramm, kein Festprogramm,
auch kein Ministertelegramm,
kein Dankesgruß der Bundesleitung
und keine Zeile in der Zeitung.
Wird etwa gar dann sein Begräbnis
ihm selbst und andern zum Erlebnis?
Sieht man dort selbst Zylinder glänzen?
Schwankt schwer sein Sarg hin unter Kränzen?
Spricht irgendwer am offnen Grabe,
was man mit ihm verloren habe?
Entblößt sich dankbar eine Stirn?
Lässt eine Hand im schwarzen Zwirn
auf seinen Sarg die Schollen kollern
bei Fahnensenken, Böllerbollern? -
An seinem Grab stehn nur der Pfarrer
und die bezahlten Leichenscharrer.
Der Mensch, der dies beschämend fand,
war augenblicks Vereinsvorstand.
Eugen Roth